Grundsatzprogramm

Unser Grundsatzprogramm beschreibt die Stellung der Ingenieure in der Gesellschaft, zeigt die Bedeutung der Ingenieurarbeit auf und legt die berufspolitischen Ziele fest.

Präambel

Der Ingenieurverband Wasser- und Schifffahrtsverwaltung e. V. (IWSV) ist der berufsständische Interessenverband, der in der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) beschäftigten Ingenieurinnen und Ingenieure.

I. Beruf und Gesellschaft

STAAT

Der IWSV bekennt sich zum freiheitlich – demokratischen und sozialen Rechtsstaat. Auf dieser Grundlage steht auch das Bekenntnis zur Verwirklichung der politischen Union Europas. Der IWSV hält den verfassungsmäßigen Auftrag des Berufsbeamtentums im Interesse von Staat und Bürgern für unverzichtbar.

MENSCH / UMWELT

Der Mensch muss im Mittelpunkt aller Entwicklungen stehen. Die Ingenieurinnen und Ingenieure als Gestalter und Träger technischer Entwicklungen folgen diesem Leitbild. Der IWSV akzentuiert die hohe Bedeutung einer menschlich und ökologisch verantwortbaren Zukunftsplanung und -gestaltung.

TECHNIK / GESELLSCHAFT

Technik und Gesellschaft stehen in enger Wechselbeziehung zueinander. Der IWSV stellt sich daher die Aufgabe, das gesellschaftspolitische Engagement seiner Mitglieder zu fördern.

POLITISCHE PARTEIEN

Der IWSV ist parteipolitisch nicht gebunden. Er empfiehlt seinen Mitgliedern, sich an der Arbeit demokratischer Parteien zu beteiligen, damit das Wissen der Ingenieurinnen und Ingenieure um die Technik und deren Folgewirkungen in politische Entscheidungsprozesse einbezogen wird.

GEWERKSCHAFTEN

Der IWSV unterstützt im Rahmen seiner Ziele die Bemühungen der Gewerkschaften, für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine adäquate soziale Stellung in der Gesellschaft zu erreichen und zu sichern. Der IWSV sieht in der gewerkschaftlichen Mitarbeit seiner Mitglieder eine Möglichkeit, die Belange der Ingenieurinnen und Ingenieure zu vertreten und die gesellschaftspolitische Arbeit der Gewerkschaften mitzugestalten.

VERBÄNDE

Zur Verwirklichung der Verbandsziele kooperiert der IWSV mit Verbänden und Institutionen, da diese wichtige Faktoren bei der Willensbildung in der Gesellschaft darstellen.

II. Ordnungspolitik

REGULIERUNG / INFRASTRUKTUR

Der IWSV fordert

    • eine Gleichstellung der Verkehrswege Schiene, Straße und Wasserstraße durch ein Bundeswasserstraßenausbaugesetz
    • gleiche Voraussetzungen für alle Verkehrsträger im Wettbewerb
    • vereinfachte Planungs- und Genehmigungsverfahren.

Der IWSV setzt sich für ein leistungsstarkes, attraktives und auch ökologisch verträgliches Verkehrssystem Schiff/Wasserstraße ein.

III. Berufspolitik

INTERESSENVERTRETUNG

Der IWSV vertritt die berufspolitischen Interessen und Belange der Ingenieurinnen / Ingenieure der WSV. Er unterstützt Forderungen nach einer funktionstüchtigen öffentlichen Verwaltung, die die erforderlichen öffentlichen Aufgaben zuverlässig, effektiv und kostenbewusst erfüllt.

Der IWSV unterstützt Anreize zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements.

Der IWSV ist seinem satzungsgemäßen Auftrag nach ein Verband, der die Interessen aller Ingenieurinnen und Ingenieure wahrzunehmen hat. Ihm ist daher bei widerstreitenden Mitgliederinteressen verwehrt, einseitig die Belange einer Gruppe wahrzunehmen und zu vertreten.

INGENIEURINNEN UND INGENIEURE IM ÖFFENTLICHEN DIENST (WSV)

Der IWSV fordert attraktive Rahmenbedingungen für Ingenieurinnen und Ingenieure in der WSV. Sie müssen aufgaben- und leistungsgerecht eingestuft werden und sind nach Leistung und Eignung zu fördern. Starre Laufbahnen sind aufzuheben.

Der Wechsel aus der Wissenschaft und Wirtschaft in die Verwaltung und umgekehrt sollte gefördert und intensiviert werden.

DACHVERBAND

Um eine wirkungsvolle Gesamtvertretung aller Ingenieurinnen und Ingenieure zu gewährleisten, unterstützt der IWSV den Zusammenschluss der Ingenieurverbände in einem Dachverband, dem Zentralverband der Ingenieurvereine (ZBI).

BILDUNGSPOLITIK

Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, sind die Hochschulen reformerisch auf das 21. Jahrhundert auszurichten.

Die Rahmenbedingungen

    • für die Ingenieurausbildung
    • für das berufliche Umfeld der Ingenieurinnen und Ingenieure
    • für die Rolle der Ingenieurinnen und Ingenieure in der Welt von morgen

müssen den aktuellen Erfordernissen angepasst werden.

HOCHSCHULBILDUNG

Hochschulen müssen die technisch-wirtschaftlichen und auch die sozial-ökonomischen Erwartungen unserer Gesellschaft in Deutschland und Europa erfüllen.

Das Ziel modernen Ingenieurstudiums muss vorrangig die Berufsfähigkeit sein. Vermittlung von Grundwissen sowie interdisziplinärer und integrativer Arbeitsfähigkeit unter Beschränkung auf exemplarische Wissensvertiefung ist anzustreben. Die hochentwickelte Computerunterstützung der Ingenieurarbeit mit ihren erheblichen methodischen Möglichkeiten sollte didaktisch genutzt werden.

Einen Praxisbezug der gesamten Ausbildung hält der IWSV für unerlässlich. Auch zwischen Wirtschaft und Hochschulen abgestimmte Praktika und Praxismuster gehören hierzu.

FORT- UND WEITERBILDUNG

Der technologische Fortschritt und der gesellschaftliche Wertewandel verlangen von Ingenieurinnen und Ingenieuren eine stetige Erneuerung ihres Wissens.

Der IWSV fordert von den Verwaltungen und Hochschulen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen.

Auch Verbände an der Schnittstelle von Technik, Wissenschaft und Gesellschaft müssen durch technischen Wissenstransfer auf Veranstaltungen und in Veröffentlichungen Lücken schließen. Dies ist aber auch Aufgabe jeder einzelnen Ingenieurin und jedes einzelnen Ingenieurs. Neben einer fundierten Ausbildung ist eine ständige Weiterbildung unabdingbar.

Der IWSV hält Bildungsurlaub für fachliche, berufs- und gesellschaftspolitische Veranstaltungen für unerlässlich.

Schlusswort

Die im IWSV zusammengeschlossenen Ingenieurinnen und Ingenieure und alle Mitglieder des Verbandes sind aufgefordert, das Grundsatzprogramm auszugestalten und seine Ziele zu verwirklichen.


Stand: Mai 1997